Kraftwärmekoppelungsanlagen (KWK-Anlagen) sind aus zwei Gründen von besonderer Bedeutung für den Stromerzeugungsmarkt in Deutschland. Sie besitzen bereits heute einen relativ hohen Anteil an der jährlichen Nettostromerzeugung. Durch ihre simultane Wärmeerzeugung ist die Flexibilität dieser Kraftwerke limitiert.
Der Kraftwerkseinsatz dieser Anlagen ist daher in besonderer Weise zu modellieren. KWK-Anlagen werden im verwendeten Modell in industrielle Anlagen (Prozesswärme) und Fernwärmeanlagen (Heißwasser für öffentliche Versorgung) unterschieden. Beide Kraftwerkstypen haben eine Wärmenachfrage, die in jeder Stunde des Jahres erfüllt werden muss.
Sämtliche KWK-Anlagen >10 MW werden individuell modelliert um anlagen- und technologiespezifische Randbedingungen zu berücksichtigen; kleinere Kraftwerke (< 10 MW) werden zu Gruppen je Brennstofftyp aggregiert. Größere und modernere KWK-Anlagen sind oft primär stromgeführt, da sie auch oberhalb des extern notwendigen Strom/Wärme-Verhältnis produzieren, sofern dies profitabel ist. Weniger flexible KWK (z.B. Gegendruck-Dampfkraftanlagen) und sehr kleine Einheiten (< 10 MW) folgen in ihrer Erzeugung lediglich dem stündlichen Wärmebedarf, d. h. sind wärmegeführte KWK-Anlagen.
Alle in der Kraftwerksliste als KWK-Anlagen identifizierten Kraftwerke werden anhand ihrer technischen Charakteristika in verschiedene Kategorien eingeteilt und im Modell dementsprechend abgebildet. Diese Basisdaten geben Aufschluss über Anlagetypen, typische Betriebsabläufe, technische Einschränkungen und das Verhältnis zwischen Wärme- und Stromproduktion.
Die folgenden Parameter werden diesbezüglich in der Modellierung jeder KWK-Anlage im Modell berücksichtigt:
- Cb Stromkennzahl: Produzierter Strom pro Einheit produzierter Wärme
- Cv Stromverlustkennzahl: Verringerung des produzierten Stroms pro Einheit produzierter Wärme bei fixiertem Brennstoffeinsatz
- Gegendruckturbinen- oder Entnahmekondensationsanlagen
Bei der Modellierung von industriellen Anlagen wurde die Prozesswärmbereitstellung durch ein für industrielle Bedürfnisse typisches Wärmelastprofil abgebildet. Diese externe Nachfrage nach Wärme muss auf stündlicher Basis vom Kraftwerk befriedigt werden.
Die Entwicklung der von der Außentemperatur abhängigen Wärmelastprofile für Heizkraftwerke wird in den folgenden Kapiteln detailliert erläutert.